Intelligent Design in Nature

Gestern Dienstag (8. November 2010) fand der Vortrag des Kreationisten Philip Bell an der JKU Linz statt. Ein gut gelauntes Publikum (subjektiv gefühlt großteils nicht ganz soooo kreationistisch angehaucht; die Stimme pro Gott erhoben hat nur ein einziger) im fast vollen Hörsaal 6 wartete gespannt auf die Ausführungen "pro Intelligent Design".

Der Vortrag war durchaus informativ, gut gestaltet, gut vorgetragen und insgesamt wohl wenig kritisierbar. Die rhetorischen Fähigkeiten des Vortragenden waren (wie erwartet) gut (intelligent?) designed. Was nicht heißt, dass er das Publikum zu Kreationisten bekehren hat können.

Die Einleitung umfasste das Argument, offen zu sein für neues; sich nicht von der eigenen Weltanschauung beeinflussen zu lassen (sei sie evolutionär oder kreationistisch geprägt) - nur wenige gehen wirklich unbeeinflusst selbst an wissenschaftliche Fragen heran. Der Vergleich, wenn Design in Industriegütern drinnen steckt, warum KANN ("könnte") er dann in der Natur nicht auch drinnen sein? Ok, das kaufen wir ihm ab. Beantwortet aber unsere Frage nicht.

Im Hauptteil zeigte er einige Probleme mit der Evolutionstheorie auf. Dinge, die Wissenschaftler objektiv falsch gemacht haben. Dinge, die - seiner Meinung nach - nicht einfacher desiged werden können, was ja ganz klar die Evolution widerlegt [sic!] (wie Molekülmotoren). Dinge, die die Evolutionswissenschaft (noch?) nicht beantworten kann (wie Missing Links, flexibles Gewebe in fossilen Knochen, etc.). Dinge wie ein Zwischenglied auf dem Entwicklungsweg von Landsäugetieren zu Walen, die mal sehr Walähnlich, mal mehr wie eine Ratte gezeichnet werden (wobei letzteres - angeblich - richtig ist). Naja, auch da hat er wohl überall recht. Was allerdings nicht beweist, dass die Evolutionstheorie falsch ist; nur dass (auch) hierbei Fehler gemacht wurden und werden, und dass noch nicht alles erforscht wurde. Ein Argument PRO Intelligent Design ist das nicht.

Wo er sich relativ gut argumentativ bewegt hat, war die Abgrenzung Wissenschaft <-> Religion. Er hat nicht verheimlicht, dass seine Weltanschauung "evangelikaler Christ" ist. Er hat sich trotzdem bemüht, den Vortrag wissenschaftlich zu gestalten. Die theologischen Argumente brachte er erst, als er durch Fragen aus dem Publikum dazu, naja, "gezwungen" wurde, und dann nur nach vorangegangener Aussage "I will answer your question, but as your answer was not scientific but theological, I will have to answer theologically; and you will not like my answer". Naja, immerhin ehrlich :-)

Auf verlorenem Posten stand er letztlich nur ganz am Ende, als es zu heftigen Wortgefechten zwischen ihm und Biophysikern der JKU kam. Der negative Höhepunkt war schließlich ein Zitat von Isaac Newton, den er ins Christlich-Fundamental Eck schob. Ok, ja, das Zitat dürfte echt sein, aber Herr Newton hat auch vor 400 Jahren gelebt. Hätte er damals die Existenz Gottes verleugnet, wäre ihm wohl ähnliches wie Galileo wiederfahren. Heute damit zu argumentiere "Newton wäre nicht eurer Ansicht", ist durchaus "mutig".

Alles in allem: nicht ganz so sehr Kabarett wie erhofft, kurzweilig wie erwartet, überzeugend: Fehlanzeige.

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