Strombedarf für Elektro-Autos in Österreich

In persönlichen Diskussionen zum Thema "e-Mobilität" kommt immer wieder mal ein Argument hoch: Woher soll denn all der Strom für die E-Autos kommen?

Woher soll der Strom für E-Autos kommen?

Eine gute Frage. Aus erneuerbare Energiequellen wie Solarkraftwerken, Windkraftwerken oder Wasserkraft? Aus fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas? Oder doch aus Atomstrom - nicht in Österreich, aber man kann ja importieren? Um mir das besser vorstellen zu können, möchte ich die Frage leicht umformulieren: wieviel zusätzlichen Strom - im Vergleich zum aktuellen Strombedarf - benötigen wir für die e-Mobilität?

Hier meine Berechnungen zu dieser Frage. Disclaimer: ich bin kein Physiker. Es ist mir klar, dass Energie nicht "verbraucht", nur umgewandelt wird. Ich will mit diesen Ausführungen keinen Physik-Preis gewinnen, sondern meine persönlichen Gedanken für Diskussionen niederschreiben. Ich freue mich über kritische Anmerkungen zur Berechnung, den Quellen, und anderer Aspekte die ich vergessen haben könnte. Es geht mir vor allem um eine überblicksmäßig Rechnung - nicht um den exakten Strombedarf, sondern um eine realistische "Hausnummer", von welcher Größenordnung man ausgehen kann. Die Berechnung bezieht sich ausschließlich auf den Betrieb der Fahrzeuge, nicht auf die Produktion.

Ausgangsdaten

Ich rechne für PKWs, also Privatkraftfahrzeuge. Das schließt LKWs, aber auch Busse aus.

Gemäß dem VCO wurden im Jahr 2018 rund 83 Milliarden Personenkilometer in Österreich gefahren. Eine bessere (belastbare) Quelle für "Autokilometer" finde ich nicht - Personenkilometer haben den Nachteil, nicht zu berücksichtigen, ob die Fahrt mit einer oder fünf Personen im Auto gefahren wird. Ich rechne im Folgenden mit Personenkilometer = Autokilometer; das heißt, ich überschätze den Stromverbrauch (da ich annehme, dass jeder ausschließlich alleine im Auto sitzt).

Wie hoch der Strombedarf eines Elektroautos ist hängt von vielen Faktoren ab - vom Modell, von der Fahrweise (bedacht oder sportlich), von der Fahrtstrecke (Kurzstrecke oder Langstrecke), ob es eine Stadt- oder Überlandfahrt ist, und nicht zuletzt von den Ladeverlusten beim Laden der Batterie. Der ADAC geht von einem durchschnittlichen Stromverbrauch zwischen 16 und 28 kWh pro 100 Kilometer Fahrt aus, bereits inklusive Ladeverluste (Quelle). Ich rechne im folgenden mit 20 kWh/100 km.

Jahres-Stromverbrauch von E-PKW in Österreich

Die Rechnung ist einfach: Personenkilometer mal Strombedarf pro km: 

83 Milliarden km * 200 Wattstunden pro km = 16,6 Terawattstunden

16,6 Terawattstunden für den Betrieb von E-Fahrzeugen. Wenn ein Jahr lang alle PKW-Fahrten in Österreich nicht mehr mit Benzin/Diesel/Erdgas, sondern mit Strom durchgeführt werden.

Ist das viel? Stromverbrauch in Relation

Klingt nach viel Strom. Ist es auch! Ein typisches Donaukraftwerk schafft eine Regelarbeit zwischen 1 und 2 Terawattstunden pro Jahr (Aschach: 1,6 TWh, Abwinden 0,995 TWh, Wallsee-Mitterkirchen 1,319 TWh, Altenwörth 1,967 TWh). In Summe beträgt die Regelarbeit der elf österreichischen Donaukraftwerke etwa 13,3 TWh pro Jahr (Quelle).

Alle österreichischen Donaukraftwerke zusammen produzieren also knapp weniger (13,3 TWh im Vergleich zu 16,6 TWh) Strom, als die e-Mobilität in Österreich brauchen würde. Und dieser Strom der Donaukraftwerke wird ja jetzt auch schon konsumiert!

Besser wird das Verhältnis schon, wenn man die e-Mobilität mit dem gesamten Stromverbrauch Österreichs vergleicht. Demnach werden in Österreich pro Jahr rund 72 TWh Strom genutzt - das bereits mit Leitungsverlusten (Quelle).

Alle PKWs mit Strom zu betreiben, würde den Strombedarf Österreichs also um Rund ein Viertel erhöhen. Das ist eine gewaltige Menge und es wird eine gewaltige Herausforderung, die Kraftwerks- und Netzkapazitäten dafür zu schaffen. Aber es ist trotzdem "nur ein Viertel mehr", nicht "Größenordnungen mehr" wie manchmal behauptet.

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